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Imkern ist nicht "easy"
Vereinsmitglied Bärbel-Heike Schmidt:

„Wenn in der Savanne die Löwen verhungern, weil es zu wenig Antilopen gibt, dann kann die Lösung des Problems doch nicht sein, noch mehr Löwen anzusiedeln!“ Diese Analogie des Hummel- und Insektenforschers Dave Goulson beschreibt treffend eine Fehleinschätzung vieler momentan wie Pilze aus dem Boden schießenden Bienenrettungskampagnen, die den Eindruck vermitteln, es würde der Honigbiene helfen, wenn sich mehr und mehr Menschen Bienenvölker anschaffen. Für viele Menschen ist die Biene zum Symboltier für die Verletzlichkeit des Ökosystems geworden. „Stirbt die Biene, hat der Mensch noch 4 Jahre zu leben“, wird Albert Einstein (fälschlicherweise) in den Mund gelegt. Da möchte so mancher, gerade in den ablenkungsarmen Zeiten von Corona, beherzt zur Weltrettung schreiten.
 
Fakt ist, dass die Honigbiene nicht gefährdet ist. Die Anzahl der durch Imker betreuten Bienenvölker in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren auf über 900.000 gestiegen. Sicher gibt es viele Faktoren, die einen negativen Einfluss auf Honigbienen haben; wesentlich mehr an den Kragen geht es aber den anderen Insekten und Kleinlebewesen, die eine deutlich schlechtere bis keine Lobby haben. Wenn man sich vor Augen hält, dass ein Bienenvolk übers Jahr einen Bedarf an 300 kg Nektar hat – was bleibt da in Gegenden hoher Bienendichte noch für andere bestäubenden Insekten übrig? Vor allem die Wildbienenarten, die es durch ihre Spezialisierung auf wenige Pflanzenarten und einen kleinen Flugradius ohnehin schon schwerer haben, haben da ein ernstes Problem.
 
Nun wurde im Rahmen der letzten Ausgabe der Sendung „Höhle des Löwen“ eine neue Form der Bienenbeute, genannt die Easy Bee Box, vorgestellt, die unwissenden Interessenten suggeriert, dass mit dieser Box wirklich jeder in der Lage ist, Bienen zu halten und zwar ohne jegliche Vorkenntnisse. Easy halt. Aber Imkern ist nicht easy. Imkern erfordert eine Menge Wissen, viel Zeit (so ist Urlaub im Vollfrühling z.B. gestrichen) und auch eine Menge Verantwortung. Mal eben den Nachbarn fragen ob er einspringen kann ist eher schwierig. Niemandem, der es ernst meint, soll das Imkern ausgeredet werden, aber eine vernünftige Ausbildung ist genauso wichtig, wie eine Betreuung durch einen Imkerpaten in den ersten „Lehrjahren“ denn eine laissez faire-Imkerei schadet nicht nur den eigenen Bienen, sondern durch die Übertragung möglicher Krankheiten auch anderen Bienenständen.
 
Wir freuen uns über jeden Menschen, der sich für all die zahlreichen kleinen Geschöpfe einsetzt, deren Lebensräume jeden Tag deutlich kleiner werden. Und wenn sie dann doch unbedingt Imker werden wollen, dann ganz viel Freude damit.
04.21
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